Nein, dies ist keine Geschichte über besoffenes Autofahren. Sondern über einen kleinen Roadtrip durchs sonnige Nordostfankreich mit einem kurzen Abstecher nach Belgien. Eine Fahrt durch die goldenen Felder der Picardie, die Weinhügel der Champagne und den grünen Kurven der Ardennen.
Die Picardie empfängt uns sonnig. Endlose Felder, alte Dörfer. Weizenfelder, umrandet von Alleen, die zu alten Wirtschaftsgebäuden führen. Mohnblumenfelder. Zusammen mit wahrgewordenen Vorurteilen über arrogante Bewohner, dringen sonnendurchträngte Frankreichklischees zu mir durchs Autofenster. Nur Käsegeruch fehlt noch. Vielleicht sind wir dafür in der falschen Region. Verschlampte Hotelreservierungen und unfähige Rezeptionisten helfen nicht dabei, meine latenten Franzosenvorurteile abzubauen.
Sanfte, flache Landschaften, Wochenendausflügler und Frischluftflüchtlinge aus dem nahegelegenen Paris. Alte Landgüter, Domaines, renoviert und aufgeputzt passend zum wolkenlosen Himmel. Durchgestylte Feste mit Gänsestopfleber, Schnecken und Austern.
Langsam wird die Landschaft grüner, Hügel treten an Stelle der Weizenfelder, blaue Flüsse schlängeln sich dazwischen. Die Grundlagen die Schätze der Region zu bergen. Einen prickelnden Schatz, Namensgeber der Region. Oder war es umgekehrt?
Wir spazieren über die Avenue de Champagner in Epernay. Die kleine Weinbauort bezeichnet sich als Zentrum des Champagners. An der Avenue reiht sich eine Champagnermanufaktur an die andere: Moet&Chandon, Mercier, Perrier, dazwischen eine Weinbauschule. Der Anbau scheint profitabel zu sein, denn wer bei Manufaktur an kleine Bauernhöfe mit Flaschenabfüllung denkt, hat sich deutlich geschnitten: an der Avenue de Champagne reiht sich ein Palais ans andere, mit Schauräumen zur Weinverkostung, Innenhöfen, Weinboutiquen. Auch das Rathaus ist hübsch, mit wunderschönem Park mit Teich, wo sich Hochzeitspaare anstellen um im Viertelstundentakt vermählt zu werden.
In einem der Innenhöfe lernen wir schließlich den Star der Region kennen: beim Gläschen Sekt genießen wir die Nachmittagssonne und fühlen uns gleich etwas exklusiver als zuvor.
Den Abend verbringen wir in Reims. Nachdem wir mit einer Portion Froschschenkel als Vorspeise auch noch die letze skurrile kulinarische Spezialität versucht haben, spazieren wir durch die Altstadt. Als wir an der Kathedrale vorbeikommen, ist der gesamte Platz befüllt mit Menschen, die es sich dort am Boden bequem gemacht haben. Wir schauen die Kirche an. Klar, sie ist eindruckerweckend mit den vielen Verzierungen, dem riesigen Rosettenfenster über dem Eingang und den tausenden Figuren an der Fassade. Aber so interessant ist sie dann auch wieder nicht. Zumindest nicht für länger als zehn Minuten. Wir setzen uns trotzdem dazu und starren mit hundert anderen Menschen die Kathedrale de Notre Dame an und freuen uns über den lauen Sommerabend. Als die Lichtshow startet, wissen auch wir worauf wir gewartet haben. Zusammen mit Musik wird die Kathedrale mit verschiedenen Farbmustern angestrahlt uns lässt sie erstrahlen, unscheinbare Details werden herausgehoben. Am warmen Betonboden liegend verfolgen wir die Show.
Am Rückweg entschließen wir uns, unsere Sehnsucht nach Bergen zumindest ein bißchen zu stillen und wählen den Weg durch die Ardennen. Als wir durch die zugegeben hübschen Hügel kurven wird uns klar, dass Menschen hier eine andere Vorstellung vom Begriff Berg haben. Wir beschließen zu Mittag in einer kleinen Stadt an einem Fluss zu stoppen. Wir spazieren durch den Ort auf der Suche nach einem Restaurant oder Cafe. Die Stadt scheint wie ausgestorben, ab und zu hört man hinter den geöffneten Fenster in den dicken, mittelalterlichen Steinmauern Geräusche, die von menschlicher Bewohnung zeugen, doch in der Mittagshitze treffen wir keine Seele in den steilen Gäßchen. Die Hoffnung auf ein Mittagessen schon aufgegeben, beschließen wir unsere Füße im Fluß zu kühlen, der sich breit und mit schneller Strömung am Rand der Stadt vorbeiwälzt. Während ich meine Zehen in den kühlen Fluten fotografiere, merke ich dass ich beobachtet werde. Ein alter Mann schaut über die Böschung herunter, seine weißen Haare wehen im leichten Wind herum. Als ich im „Bonjour!“ zurufe, dreht er sich um und verschwindet wieder entlang der Straße. Sogar die Enten, die ich vorher noch am Ufer gesehen habe, verstecken sich jetzt hinter einem Busch.
Hungrig fahren wir weiter Richtung Belgien. Unterwegs finden wir dann doch noch Städte, in denen es möglich ist, sogar sehr gut, etwas zu Essen zu bekommen. Die belgische Stadt Mechelen begrüßt uns dann sogar mit einem Volksfest und dem verdienten belgischen Trappistenbier zum Ausklang eines kleinen Wochenend-Roadtrips.
It seems you had a lovely trip. The frog legs look quite good! 😀
It was indeed. We were so lucky with the weather. And the frog legs tasted surprisingly well, at least much better then snails 😉