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Ins Blaue

„Second Buuuääääääähhh!“ Bay? Nach der zweiten Bucht? „No, Büüüüüääääh.“ Alles klar. Also nach der zweiten Boje. Nach dem sie noch pantomimisch dargestellt hatte, dass wir nach der zweiten Boje noch viel paddeln müssten (zumindest interpretierten wir das so, wandte sich sie sich wieder der Latino-Telenovela im Fernseher in der Ecke des Bootsverleihs zu.

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Ausgestattet mit dieser wertvollen Information, dass außerhalb der Bucht Santa Cruz am linken Ufer irgendwann zwei Bojen auftauchen sollten, bestiegen wir samt Schnorchelzeug das Kajak. Ungefähr 20 Minuten Paddeln sollte es dauern bis wir die Blaue Grotte erreicht haben, das hatten wir der Unterhaltung in Papiamento-Spanisch-Holländisch-Englisch-Körpersprache auch noch entnehmen können.

Die Paddel tauchten ins glasklare, kitschig-türkisblaue Wasser, unterbrochen von der Gischt auf den Spitzen der tanzenden Wellen und irgendwo am Horizont mit dem Blau des Himmels zerfloss. Der Wind wehte aus dem Playa Santa Cruz heraus und uns daher in den Rücken. Schnell waren wir aus der kleinen Bucht heraußen und ruderten der schroffen Steilküste Curacaos entlang, ohne die Augen von der Felsenwand zu nehmen, gegen die immer wieder meterhohe Wellen mit voller Wucht donnerten.

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Wie erkennt man von einem Kajak aus eine Unterwasserhöhle?

Nach einer Weile begeisterten Paddelns stellte sich heraus, dass wir keine Ahnung hatten wie wir die Höhle finden sollten. Die zwei Bojen lagen schon längst hinter uns, doch irgendein Zeichen wo wir hinschnorcheln könnten sahen wir nicht. So weit gingen die Beschreibungen im Internet nie. Kajak ausborgen und hinfahren. So einfach.

Enttäuscht kehrten wir um. Wir konnten schlecht die ganze Westküste von Curacao abschnorcheln und unter jeden Fels schauen, ob nicht darunter eine Unterwasserhöhle versteckt liegt. Mit weitaus weniger Motivation und jetzt gegen den Wind und hohen Wellen ruderten wir zurück. Aus einiger Entfernung sahen wir ein kleines, weißes Ausflugsboot auftauchen das direkt auf die Felsmauer zusteuerte. Als wir näher kamen, sahen wir, dass einige Schnorchler aus dem Boot stiegen und im roten Fels verschwanden. Genau an der Stelle zwischen den zwei Bojen.

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Der Höhleneingang

Wir befestigten das Boot an einer der Bojen und schwammen zur Felswand. Über Wasser war noch immer kein Zeichen zu erkennen, wo die Schnorchelgruppe verschwunden war. Ich steckte den Kopf unter Wasser und schnorchelte entlang der Wand. Hinter einem Felsvorsprung drang blassblaues Licht hervor. Als ich direkt davorschwamm, konnte ich zwei schneeweiße Holländerbeine in der kreisrunden Öffnung erkennen. Da war sie also. Die Blaue Grotte. Ich holte nochmal tief Luft und tauchte durch den Eingang durch.

Die Luft wurde knapp und ich tauchte wieder auf. Gerade lang genug, denn einige Sekunden früher und ich hätte mir den Kopf an der nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche liegenden Decke des Höhleneingangs angeschlagen. Nach Luft schnappend schaute ich mich um und sah vor allem eines: blau. Die Stimmen der anderen Schnorchler hallten wild durcheinander, kreuz und quer überlagernd mit tausend Blautönen in Wasser und Luft. Die kreisrunde Öffnung im Felsen unter Wasser strahlte nahezu weiß, rasch wechselnd in karibisches Blau, das durch die Brechung  an die Felswände der Höhle projeziert wurde. Schwärme von kleinen Fischen schwammen im Hellblau ihre Kreise. Das Blau durchstrahlte einige Meter der Höhle, bevor es  sich in den dunklen Felsspalten verlor. Von weit entfernt drang das branden der Wellen draußen gegen die Felswand an mein Ohr.

So schön das Auftauchen auch gewesen sein mag, nach wenigen Minuten schien das Blau verblasst. Doch der Nervenkitzel, hinter einer unscheinbaren Felswand mit Schnorchel und Flossen eine Unterwasserhöhle gefunden zu haben, muss nicht durch ausufernde Beschreibungen der so gar nicht überirdischen Farbe schöngeredet werden.

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