Japan (248)

Lost in Dotonbori

Japan (249)

Die Sonne Osakas scheint durch das Hotelzimmer herein. Von der Sonne geblendet, beginne ich zu überlegen, ob ich mich einfach noch mal im Bett umdrehen soll, oder doch aufstehen. Nach einigem darüber Nachdenken entschließe ich mich dazu, einen Blick auf die Uhr zu werfen und greife nach dem Handy. Ich muss mehrmals die Augen zusammenkneifen um zu verstehen, warum das Display dunkel bleibt. Der Alkohol der letzen Nacht scheint sich noch nicht verflüchtigt zu haben. Wo liegt schon wieder das Ladekabel? Mit schmerzendem Kopf und jede unnötige Bewegung vermeidend, suche ich das Hotelzimmer vom Bett aus nach dem Ladekabel ab. Da fällt mir meine Armbanduhr am Nachttisch auf. Erleichtert, nicht das Bett verlassen zu müssen greife ich danach und versuche die Zahlen zu entziffern, auf die die Zeiger weisen. Kurz vor sechs.

Japan (651)

Trotz Kopfschmerzen sitze ich auf einmal kerzengerade im Bett. In exakt 15 Minuten fährt der letzte Zug vom Bahnhof gegenüber, der mich rechtzeitig zum Flughafen Kansai bringen könnte. Um 7:10 sollte mich der Flieger auf eine tropische Trauminsel bringen.

Der Inhalt der Koffer liegt noch verstreut im Hotelzimmer. Der Kater ist vergessen. In aller Eile wecke ich Mr. Okapi. Wie zwei aufgeschreckte Hühner rennen wir durchs Hotelzimmer, stopfen alles in den Koffer, ziehen uns an, checken aus, rennen zum Bahnhof auf die andere Straßenseite und sehen gerade noch den Zug wegfahren.

Der nächste Zug Richtung Flughafen fährt in einer halben Stunde. Exakt zu der Zeit zu der der Check-In-Schalter schließt.

Hat mein Weltrekord im schnellsten Kofferpacken nichts genützt? Habe ich die freundliche Japanerin an der Rezeption beim Auschecken umsonst gehetzt, sodass sie bereits an den Grenzen der ansonsten grenzenlosen japanischen Höflichkeit war? Der  Hürdenlauf zum Bahnsteig auch?

Völlig außer Atem mit 2 riesigen Koffern im Schlepptau stürmen wir auf eines der Taxis vor dem Bahnhof zu. Der Zug ist zwar das schnellste Verkehrsmittel um den Flughafen zu erreichen, aber zu dieser unchristlichen Uhrzeit schläft der Straßenverkehr in Kansai noch und somit hätte das Taxi eine Chance. Mit Händen und Füßen versuche ich dem Taxifahrer klar zu machen, wie eilig wir es haben. Aber entweder versteht er es nicht, oder er lässt sich einfach so nicht aus der Ruhe bringen. Seelenruhig zieht er sich erst seine blütenweißen Handschuhe über, bevor er die Koffer ins Auto hievt. Er schätzt die Fahrzeit auf eine halbe Stunde ein; es könnte sich also theoretisch ausgehen, den Flieger zu erwischen. Nervös nehmen wir auf der Rückbank platz. Jeder Sitz im Auto ist mit weißen Häkeldeckchen, passend zu den weißen Handschuhen des Fahrers, ausgelegt. Nach unendlichen Minuten auf japanischen Autobahnen und um einen beträchtlichen Menge Yen leichter, setzen wir zum letzten Sprint an und rennen zum Check-In.

Japan (230)

Das zuckerlrosa Flugzeug setzt sich in Bewegung und hebt in den wolkenlosen japanischen Herbsthimmel ab. Während wir der Sonne entgegenfliegen lehne ich mich erschöpft zurück und bin so froh wie nur selten über einen Abflug. Während meine Gedanken und mein Puls ein wenig zur Ruhe kommen, kehren auch erste Erinnerungen an die Nacht davor zurück.

Japan (236)Japan (241)

Vollbepackt mit unzähligen kleinen Porzellanschalen bahne ich mir den Weg durch die Einkaufspassage in Namba. Tausende Menschen scheinen auch nichts besseres zu tun haben und bummeln durch die Straßen. Leiser Hunger macht sich bemerkbar und ich bin froh, vom Küchengeräteviertel in ein Viertel zu kommen, in dem sich Restaurants aneinander reihen. Riesige Skulpturen über den Eingängen informieren auch Analphabeten über die Spezialität des darunterliegenden Restaurants. Ich lasse den Riesenoktopus mit seinen Takoyaki (Oktopusknödel) links liegen, auch den Fugu und setzte mich auf eine der Tatamimatten in ein offenes Restaurant unter einen riesigen goldenen Drachen. Was es hier gibt? Drachensuppe 🙂 Hier soll es den besten Ramen von Osaka geben, der kulinarischen Hauptstadt Japans wohlgemerkt. Andächtig schlürfe ich meine Nudelsuppe mit extra Kimchi, Frühlingszwiebel und eingelegtem Knoblauch und beobachte wie das Treiben auf der Straße immer mehr wird.

Japan (638)

Bald darauf mach ich mich auf den Weg zum Hotel. Morgen in aller Herrgottsfrüh startet mein Flieger nach Ishigaki, eine kleine Insel der Yaeyama-Gruppe und der Koffer ist noch nicht gepackt. Die Straßen werden immer voller. Eine kleine Bar erregt meine Aufmerksamkeit. Die Bar ist ca. 2 Quadratmeter groß und besteht nur aus einer Theke, einigen Barhockern davor. Die gesamte Rückwand ist mit Spirituosenflaschen vollgestellt. Zwei der Hocker sind gerade frei geworden und gegen einen Cocktail ist ja nichts einzuwenden. Ist ja schließlich Urlaub.

Japan (248)

Während wir unsern Cocktail schlürfen und uns bereits beraten, welchen aus der eher einem Buch ähnelnden Cocktailkarte wir als nächster probieren sollten, stellt sich plötzlich der junge Kellner vor uns hin, grinst verlegen, deutet mit dem Daumen auf sich und sagt: Yasuhiro. Dann deutet er mit der Hand auf uns und sieht uns fragend an. Es dauert ein bißchen, bis ich kapiert habe, dass er sich soeben vorgestellt hat. Yasuhiro möchte sein Englisch verbessern. Und bis wir kommuniziert hatten, wer wir sind und was wir so machen und was er so macht, waren mit der Cocktailkarte durch…

Der rosa-lila Flieger der Peach Airlines setzt am Boden auf und ich wache auf. Der 4-Stunden Flug hat gerade gereicht, um den Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen. Froh, dies alles nicht verschlafen zu haben, steige ich aus den Flieger.

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Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade Reisepannen von Gecko Footsteps.

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