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Verstecktes Paradies – Bako Nationalpark Teil II

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Von der Rezeption aus mache ich mich auf den Weg zur Hütte in der ich übernachten werde. Kleine Holzstege verbinden die im Regenwald verstreuten kleinen Hütten. Doch plötzlich versperrt mir jemand den Weg. Zähnefletschend bauen sich zwei Makaken vor mir auf. Der reflexartige Blick nach hinten erweist sich als hoffnungszerstörend, denn mein Fluchtplan wird vom Rest der Bande, die mich inzwischen umzingelt hat, vereitelt. Immer wieder schlagen Angriffe auf das Plastiksackerl in meiner Hand fehl, die ich mit Müh und Not abwehren kann. Sobald ich zwischen den zischenden Anschlägen eine Sekunde Zeit habe, wird mir klar wie ich in diese missliche Lage gekommen bin: in dem Plastiksackerl, dass ich die ganze Zeit um mein Handgelenk schlenkern ließ, befindet sich mein Proviant: Bananen und Papaya. Das war also die erhoffte Beute dieses fiesen Hinterhalts. Wie sie das nur so schnell herausgefunden hatten? Aufgeben, das Sackerl wegschmeißen und rennen? Nein, so leicht mache ich es ihnen nicht. Unter Stress versuche ich das Obst im Rucksack zu verstauen. Und tatsächlich. Sobald das Plastik der Verpackung im Rucksack verschwunden ist, umringt mich eine etwas ratlose, verwirrte Affenbande, die mich unbehelligt weiterziehen lässt.

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Da in den Buchten des Parks Krokodile gesichtet wurden und daher vom Baden abgeraten wurde und die gesamte Westseite des Parks wegen Renovierung nicht zugänglich ist, entschließe ich mich für einen Wanderweg der durch den Wald Richtung Küste führt. Während ich mir den Kopf darüber zerbreche, wie wohl ein eingerüsteter Wald ausschaut, oder wie man sonst einen Wald renoviert, tauche ich in ein diffuses Grün ein, das mir nach ein paar Schritten den Schweiß den Rücken entlang rinnen lässt. Selbst das kleine Rinnsal, dass mir den Steig entgegenrinnt, vermag es nicht, meine aus Angst vor Blutegel gut in Wanderschuhen verpackten Füße zu kühlen.

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Die hohe Luftfeuchtigkeit lässt die Unterschiede zwischen nass und nicht nass verschwinden. Tropfen die hohen Bäume, regnet es vom blauen Himmel, oder tropft einfach mein Schweiß von der Stirn? Grüne Blätter überall, doch am interessantesten sind momentan die Blätter, die am höchsten hängen. Genauer gesagt nicht die Blätter, aber die Nasenaffen, die in den hohen Baumkronen sitzen könnten und besagte Blätter fressen könnten. Aber nicht tun. Die Hauptattraktion des Parks lässt sich nicht blicken.

Das mit ohrenbetäubendem Zirpen und generischem Dschungelhintergrundsurren prall gefüllte grüne Zelt über mir gaukelt mir trotzdem vor, ausgestorben zu sein. Kein Tier lässt sich blicken, nur Wasser und Grün scheinen dort oben zu existieren. Oder ist das Wasser das von Zeit zu Zeit auf mein nach oben gerichtetes Gesicht platscht doch tierischen Ursprungs? Während ich mir der Bedeutung dieser Möglichkeit klar werde, steigt mein rechter Fuß plötzlich ins Leere. Nach Momenten der Ungewissheit bleibe ich endlich hängen. Steckengeblieben in der Lücke die ein fehlendes Brett der Brücke über einen unheimlich schäumenden Bach hinterlässt.

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Wieder befreit, nagt die Hitze weiter an mir. Scheinbar stärker als bevor. Jedes bisschen Kraft, dass mich das Aufwärtsklettern kostet, scheint der Hitze zugute zu kommen. Ich hatte die Kraftanstrengung für diese relativ kurze Strecke, aber dafür in einem Dampfkessel, ziemlich unterschätzt. Doch auch das Wasser scheint mehr zu werden. Mittlerweile wird die Wand aus heißem Dampf auch passend von passender Geräuschkulisse begleitet. Zu den mittlerweile zu normalen Hintergrundrauschen zurückgedrängten Gesang der Insektenwelt gesellt sich ein leichtes Gurgeln und Sprudeln. Und plötzlich kann ich zwischen den Ästen einen kleinen Wasserfall erkennen. Das wars? Wegen diesem mickrigen Wasserfall hab ich mich hier heraufgequält? Ich habe den Gedanken noch nicht fertig gedacht, als ich aus dem Gebüsch heraus auf den Felsvorsprung steige.

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Vor mir breitet sich eine Postkartenidylle aus. Der kleine Wasserfall ist der Abfluss des kleinen Sees, der sich zwischen den Felsen weiter nach hinten erstreckt, wo zwischen Palmenblättern und anderem Geäst ein höherer Wasserfall, dessen Wasser von dichtem Dschungel umrahmt, den braunen Felsen herunterfällt. Dort wo die Sonne die Baumdecke durchbrechen kann, glitzern die Strahlen im blutroten Wasser. Die Strahlen sind einige Zeit in der glasklaren Flüssigkeit erkennbar, der Grund ist jedoch nicht erkennbar. Weder der Grund des Beckens, noch der Grund der Färbung. Wenige Sekunden später schwimme ich durch das überraschend frische, klare Wasser weiter in Richtung des größeren Wasserfalls. Ein paar Felsen versperren den direkten Weg zum nächsthöheren Pool, deswegen kraxle ich über die heißen braunen Felsen raus und versuche barfuss durch das Dickicht näher zum Wasserfall zu gelangen, möglichst ohne auf Dornen zu steigen.

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Ich sitze zufrieden auf der Terrasse der Kantine des Hauptquartiers, schlürfe eisgekühltes Cola durch ein Strohhalm und beobachte einen Nasenaffen. Den ganzen Tag hatte ich beinahe eine Genickstarre riskiert, weil ich während der gesamten Wanderung nach oben gestarrt habe, ob nicht einer dieser seltenen Affen oben sitzt. Und jetzt sitzt er direkt beim Hauptquartier und posiert für die vielen begeisterten Naturfotografen. Eine kleine Gruppe Makaken versuchen vergeblich, auch etwas Aufmerksamkeit abzubekommen und turnen zwischen Fotografen und Nasenaffen herum. Während mir jemand vom Nebentisch erklärt, dass die blutrote Farbe des Wassers in den natürlichen Becken im Wald durch verfärbte Blätter stammt, schleicht sich ein kleiner Affe von hinten an und versucht mich zu beklauen.

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Bevor ich wieder Richtung Bootanstelle gehe, bleibe ich noch mal am Busch stehen. Unbeweglich, und seit zwei Tage unbewegt, liegt die Schlange noch immer da. Die Augen stechen aus dem grün hervor. Sie ist tatsächlich noch da.

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