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Hinterm Mond

 Oktober 2012

Stolz überragt das mächtige Bergmassiv des Mauna Kea die üppigen Wälder und Strände der hawaiianischen Insel Big Island. Diesen ersten Satz für einen Artikel hatte ich schon im Kopf als ich die Besteigung des angeblich höchsten Bergs der Welt im Wohnzimmer daheim plante (vom Fuß des Berges welcher sich irgendwo im Pazifischen Ozean befindet gemessen ist die Erhöhung des Mauna Kea größer als die des Mount Everests. Absolut gesehen natürlich nicht). Gut dass ich dann auch tatsächlich dort war: dieser Satz stellte sich nämlich als komplett falsch heraus. Man könnte den Mauna Kea vielleicht als sanften Riesen beschreiben. Aber keineswegs als die Rampensau die einem der erste Satz suggeriert. Eher schüchtern versteckt sich der Gipfel in der Wolkendecke (zumindest im September als ich dort war). Sollte die Sicht einmal klar sein, zieht eher sein etwas niedrigerer Nachbar Mauna Loa die Blicke auf sich der mit einer charakteristischen Felsformation an der Spitze und ab und zu ein Aschewölkchen aus einem der zahlreichen Nebenkrater des Vulkans. Die unscheinbare, mit Asche und Geröll bedeckte Kuppe sieht auf den ersten Blick, sollte man einen in einem Wolkenfenster erhaschen können, nicht sehr spektakulär aus.

Wanderweg auf den Gipfel des Mauna Kea

Trotzdem macht es einem der Mauna Kea nicht leicht, seinen Gipfel zu erreichen. Außer man fährt mit dem Auto rauf, dann schon. Aber wer will schon den höchsten Berg der Inselgruppe fad mit dem Mietwagen erklimmen wenn man sich auch über ca. 10 km und 1400 Höhenmeter einen staubigen Trampelpfad hinaufschleppen  kann?

Der Weg führt stetig steigend den Hang hinauf und erst nach den ersten Kilometern wird einem klar dass dieser Ausflug doch kein Sonntagsspaziergang ist: der Aufstieg über das lose Gestein ist zwar nicht technisch anspruchsvoll, aber doch ermüdend da man ständig zurückrutscht. Und noch etwas ist etwas ungewohnt: wo packt man in dieser Geröllwüste am besten den Jausenapfel aus? Im Stehen verschnaufen oder doch lieber auf einen scharfkantigen Felsen setzen? Die Umgebung ist zwar karg, aber keinesfalls fad. Die Farbe des Lavagesteins über das man geht (oder stolpert) ändert sich von schwarz über rot auf grau und in der Ferne sind Schüsse des nicht weit entfernten Armeeübungsplatzes zu hören. Ich konnte nicht widerstehen und hatte plötzlich von jeder Farbnuance ein Steinchen im Rucksack. Und ja, ich habe auch von der Sage gehört, dass man den Zorn einer hawaiianischen Göttin auf sich zieht, sollte man Steine von der Insel mitnehmen. Aber ich bin nicht abergläubisch und wenn es von etwas genug gibt am Mauna Kea, dann sind das Steine.

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Er macht es einem wirklich nicht leicht, der Mauna Kea. Aber hat man es endlich geschafft, fühlt man sich wie in eine andere Welt versetzt. Oder besser gesagt wie auf den Mond. Vielleicht wird dieser Eindruck auf vom Sauerstoffmangel auf 4198 m Seehöhe verstärkt, aber man hat tatsächlich das Gefühl am Mond gelandet zu sein. Eine rotbraune Kraterlandschaft die bergab langsam in den Wolken verschwindet und unzählige weiße Kugeln im Hang die sich als Sternenwarten der Universität von Hawaii entpuppen und doch nicht als Raumschiffe…

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Dadurch dass das Gipfelplateau mit dem Auto erreichbar ist, ist man sicher nicht alleine dort. Dies hat jedoch den Vorteil dass sich leichter jemand finden lässt der einen trotz der mit Staub panierten Schuhe und Hose mit hinunter nimmt zum Besucherzentrum. Viele fahren dorthin um von dort aus die Sterne zu beobachten, die man angeblich nirgendwo besser sieht. Aber auf Grund der Höhe ist es dort oben recht frisch und ich denke die Sterne lassen sich auch gut vom Strand bei angenehmen 25 Grad beobachten.

Die Steine habe ich übrigens vorsichtshalber in Hilo an den Strand gelegt. Wer will schon Pech auf Lebenszeit riskieren…

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